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SPAR WINKLER - MARKT 109 - 5440 GOLLING |
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Die Frage nach dem "Erfinder"
des Bieres ist keine Frage nach einer Person oder eines Volkes. Die Kunst der Brauerei ist vielmehr eine Tätigkeit, die jedes Kulturvolk im Laufe seiner Geschichte eigenständig hervorgebracht hat. Bier ist sozusagen ein Kennzeichen der Kultur: Die Umwandlung des Getreides zu Malz als Voraussetzung zur Bierherstellung, ist einer der ältesten biotechnologischen Prozesse, den die Menschheit entwickelt hat.
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Liberalisierung des Braugewerbes und die Entstehung des Braukartells
Im Mittelalter entwickelten sich die Klöster aufgrund reicher Ländereien und vorhandenen Wissens zu Brauzentren. Die Starkbiere dienten den frommen Männern als Aufbesserung ihrer Fastenkost sowie der Pflege der Kranken. Erst am 21. November 1815 wurde das Bierbrauen liberalisiert, nicht jedoch die Absatzmärkte. Hundert Jahre später wurde die Abgrenzung von Vertriebsgebieten institutionalisiert:
1905 schlossen die Puntigamer und die Gösser Brauerei den ersten Freundschafts- und Kundenversicherungsvertrag, 1907 entstand daraus der "Schutzverband alpenländischer Brauereien" - als Vorläufer des sogenannten Bierkartells. Das Bierkartell sicherte seinen Mitgliedern Absatzrechte und erschwerte den Kunden, insbesondere den Gastwirten, die Biermarke zu wechseln. Das Bierkartell entfaltete vor allem in den Krisenjahren der Ersten Republik seine Bedeutung. Als zwischen 1929/30 und 1936/37 die Biererzeugung von 5,5 Millionen Hektoliter auf 2,1 Millionen Hektoliter fiel, blieb der Konkurrenzkampf begrenzt. Andererseits wurde das bis 1980 bestehende Kartell zu einer Fessel für expansionswillige Brauereien - und es erregte den Unmut der Biertrinker. Die Biertrinker nahmen aber erfolgreich auf die Struktur des Biermarktes Einfluss. So gab es mehrfach Bierstreiks und Bierboykottmaßnahmen.
Bierstreiks und der staatliche Einfluss auf die Bierbrauerei
Die Bierpreiserhöhung vom 1. Juli 1908 - bedingt durch Lohnerhöhungen und eine Verteuerung der Gerste - führte zu einem Bier-Boykott, der bis zum 8. November dauerte und in den Ausstoßstatistiken deutlich nachzulesen ist. Im Braujahr vom 1. September 1908 bis 31. August 1909 betrug die österreichische Bierproduktion 19,7 Millionen Hektoliter und damit um 2,1 Millionen Hektoliter weniger als im Jahr davor. 18 Brauereien mussten in diesem Jahr aufgeben.
Einschränkungen bei der Bierproduktion waren oft staatlich erzwungen. Der Anbau von Getreide für die Bierproduktion war schon immer ein einträglicheres Geschäft als der Anbau von Brotgetreide. Die Biernachfrage war im Laufe der Jahrhunderte zum Teil so groß, dass die Bevölkerung aufgrund von Brotgetreidemangel an Unterernährung litt. Schon das Reinheitsgebot zielte darauf ab, solche Entwicklungen zu verhindern und wenigstens das Brotgetreide der Spekulation zu entziehen. In Kriegszeiten verschärfte der Staat immer wieder die Braubestimmungen: etwa mit dem Vermälzungsverbot vom 16.2.1915 oder der Ministerialverordnung des K&K Finanzministeriums, vom 21. Dezember 1917, nach der nur mehr 8% der Bierwürzemenge der Friedensjahre 1912/13 erzeugt werden durfte. Ziel war es, Gerste zur Herstellung von Brot zu verwenden.
Im Ersten Weltkrieg wurde Bier aus Mais, Reis, Zucker, Zuckerrüben, Kartoffelmehl und Hirse gebraut. Etwa die Hälfte der Brauereien überstand den Krieg nicht. So sank zwischen 1910 und 1919 die Zahl der Brauereien von 328 auf 151. Auch im Zweiten Weltkrieg gab es nur ein leichtes, zweigrädiges Dünnbier. Nach den beiden Weltkriegen konnten viele Brauereien an die Qualität aus Friedenszeiten nicht wieder anschließen und mussten zusperren. TOP
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Das Bier als prägender Einfluss
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auf die Gesellschaft
Das Bier im österreichischen und süddeutschen Raum eine derart bedeutende Rolle spielt, ist nicht zuletzt eine Folge des Dreißigjährigen Krieges. In dieser Zeit verarmten weite Bevölkerungsteile, der Weinhandel aus Italien ging stark zurück. Das lokal produzierte Bier konnte seinen Siegeszug antreten. Bier wurde weitgehend von Klein- und Mittelbetrieben hergestellt, man unterschied die Brauereien weltlicher und geistlicher Herrschaften, die kommunalen Brauereien und die gewerblichen Betriebe. Diese entstanden sehr oft in Häusern, die neben der "Gastgebschaft" (also dem Schankrecht) auch eine "Leutgebschaft", das Recht der Zimmervermietung, hatten, bei Mauthäusern oder (wie z.B. in Leibnitz) in Poststationen, bei denen die Pferde gewechselt wurden. Das bäuerliche Biersieden, die ursprünglichste Form des Brauens, war im 17. Jahrhundert bereits weitgehend ausgestorben. TOP
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Bier in seinen Anfängen!
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Obwohl die aus den feuchten Bergtälern Vorderasiens stammende Hopfenpflanze schon den Babyloniern und Ägyptern bekannt war, wurde Bier nicht immer mit Hopfen gebraut. Die auch in Österreich lange Zeit verbreiteten Steinbiere bezogen ihre Bitterstoffe aus Kräutern und Wacholderzweigen. Man muss davon ausgehen, dass das Bier, auch wenn es gehopft war, früher ganz anders geschmeckt hat, als wir das heute gewohnt sind. Pro Hektoliter wanderte ein Kilo Hopfen in die Sudpfanne - heute sind es zwischen 200 und 500g.
"Fluchen wie ein Bierkutscher"
Bierbrauen war ein anstrengendes und hartes Gewerbe - entsprechend rau waren die Sitten und der Ruf der Brauknechte und Braugesellen. Noch heute spricht man in Wien davon, dass jemand fluche "wie ein Bierkutscher". Es sind mehrere Versuche überliefert, die Brauerburschen in Zucht zu halten. Fluchen, Schelten und andere Laster, die den Zorn des Allmächtigen hervorrufen, sollten vermieden werden.
Die Burschen durften nicht ohne Erlaubnis ausgehen und keinen "politischen Sachen" nachgehen. Das hat sich unterdessen geändert: Gerade die Tatsache, dass Brauer politisch denkende Menschen sind, hat ihnen das höchste Lohnniveau gesichert. Und das Bild der reichen und übernahmehungrigen Brauherren und Bierbarone hat sich ebenfalls geändert - neben den Großbrauereien halten sich gediegene Mittelbetriebe. Österreichs größte Privatbrauerei ist die 1492 gegründete Stieglbrauerei zu Salzburg. TOP
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